Der Effekt von Corona auf die Betriebe

 

Der Corona-Effekt


Blitzumfragen als Krisenmonitoring

Zu den Folgen der Corona-Krise für Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region führt die Handwerkskammer Münster regelmäßige Umfragen durch. So können die Auswirkungen im Zeitablauf ab März 2020 noch besser eingeschätzt werden. Die befragten Betriebe können Auskunft zu ihrer Situation geben. Dabei gibt es sechs Grade der Betroffenheit durch das Virus (gar nicht, sehr gering, gering, mäßig, stark, sehr stark) und vier Grade der Auswirkungen durch Corona (aktuell gegeben, wahrscheinlich, unwahrscheinlich, weiß nicht).

Der aus den Ergebnissen ermittelte Corona-Effekt-Index gibt das Ausmaß der starken bis sehr starken Betroffenheit der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster durch die Pandemie in Prozentpunkten wider. Die Kennzahl bezieht die Beeinträchtigung bei Auftragslage, Beschaffungsprobleme, Lieferfähigkeit, die Entwicklung von den eigenen Leistungspreisen, Umsatz und Personalbestand, Liquiditätsengpässe, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau durch die Pandemie ein. Anfang des Jahres, bevor die Corona-Krise aufkam, lag der Index naturgemäß bei Null Prozentpunkten. Im Monatsrhythmus beobachteten wir die Entwicklung.

www.hwk-muenster.de/blitzumfrage
 
Corona-Effekt-Index 2020 im Kammerbezirk Münster nach Regionen

März 2020



MÄRZ 2020
 

Handwerkskammer telefonisch und online erreichbar


Die Handwerkskammer (HWK) Münster hat ihre Geschäftsstellen in Münster und Gelsenkirchen wegen der Coronavirus-Pandemie für Besucher geschlossen, ist aber telefonisch, postalisch und über E-Mail erreichbar.

Handwerksbetriebe finden aktuelle Informationen zum Umgang mit der Krise auf der HWK-Internetseite und in den Sozialen Medien. Für darüber hinausgehende betriebswirtschaftliche und arbeitsrechtliche Fragen sowie zur Finanzierung geben Berater unter einer Telefon-Hotline Auskunft.

 

Handwerk braucht unbürokratische Soforthilfe

17. März 2020 Die Handwerkskammer Münster schätzt, dass schon gut die Hälfte aller 28.444 Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster direkt von der Corona-Krise beeinträchtigt ist. Das zeigt eine Blitzumfrage der HWK, an der sich Mitte März 1.198 Betriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region beteiligt haben. Von ihnen sagen 55 Prozent, dass die Krise sie selbst betreffe.

Kammerpräsident Hans Hund betont, dass das heimische Handwerk hinter den ergriffenen Maßnahmen zur Verlangsamung der Virusausbreitung stehe, um Zeit zu gewinnen. Sein Appell richtet sich an die Betriebe, alle notwendigen Maßnahmen zu unterstützen und umzusetzen. Er betont aber auch, dass diese Einschnitte zahlreiche Unternehmen im mittelständisch geprägten Handwerk existenziell gefährdeten und direkte Zuschüsse nötig seien: Umsätze brächen weg, Kunden blieben aus, Lieferengpässe entstünden. Das von der Bundesregierung angekündigte Hilfspaket begrüßt Hund.

Als Folge der Pandemie befürchten 59 Prozent der Befragten Liquiditätsengpässe, 53 Prozent Kurzarbeit, 46 Prozent einen erhöhten Kreditbedarf und 23 Prozent Personalabbau.

Hans Hund: „Jetzt kommt es auf schnelle und unbürokratische Soforthilfen für Handwerksbetriebe an. Es ist gut, dass nun auch Soloselbstständige einbezogen werden sollen, die bislang unberücksichtigt blieben.“ Mit Zuschüssen in Höhe von mindestens 5.000 bis 25.000 Euro müssten die Betriebe in die Lage versetzt werden, ihren Zahlungsverpflichtungen weiterhin nachkommen zu können, heißt es in einer Pressemitteilung der HWK. Die Möglichkeiten zur Stundung von Steuerzahlungen und der Verzicht auf Vollstreckungsmaßnahmen sowie Säumniszuschläge gehörten ebenso dazu wie die Anpassung der Steuervorauszahlungen.

Als weitere Werkzeuge zur Stabilisierung der Betriebe und deren Arbeitsplätzen schlägt HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz einen Anspruch auf ein vereinfachtes Kurzarbeitergeld für alle Handwerksunternehmen vor. „Die Zahlungsfähigkeit muss jetzt auch durch flexible Kredite, Darlehen und Bürgschaften gesichert werden.“

In der Kammer-Blitzumfrage sehen sich die Betriebe am meisten betroffen von nachlassenden Kundenanfragen und Aufträgen: jeweils ein Drittel der Befragten in den drei Schweregraden „stark“ bis „sehr stark“, „gering“ bis „mäßig“ und „gar nicht“ bis „sehr gering“. Die „starke“ und „sehr starke“ Betroffenheit ist regional unterschiedlich ausgeprägt: Gelsenkirchen 50 Prozent, Kreis Recklinghausen 42 Prozent, Kreis Warendorf 32 Prozent, Bottrop 30 Prozent, Münster und Kreis Borken 29 Prozent, Kreise Coesfeld und Steinfurt 27 Prozent.

Die nachlassende Kundennachfrage und damit Umsatzrückgänge spüren die privaten Dienstleister wie Friseure, Kosmetiker und Fotografen am deutlichsten von allen handwerklichen Gewerbegruppen. Es folgen das Nahrungsmittelgewerbe und das Kraftfahrzeuggewerbe. Am wenigsten betroffen ist das Bauhauptgewebe.

Über alle Branchen hinweg leiden unter Umsatzrückgängen 30 Prozent „stark“ bis „sehr stark“, 36 Prozent „gering“ bis „mäßig“, 34 Prozent „gar nicht“ bis „sehr gering“. Beschaffungsprobleme haben 45 Prozent „gar nicht“ bis „sehr gering“, 43 Prozent „gering“ bis „mäßig“, jedoch 11 Prozent „stark“ bis „sehr stark“.

Noch ist der Personalnotstand bei 58 Prozent „sehr gering“ bis „gering und bei 30 Prozent „gering“ bis „mäßig“. 12 Prozent spüren aber bereits einen „starken“ bis „sehr starken“ Personalnotstand.
 

Uneinheitliche Anordnungen zur Ladenöffnung fürs Handwerk

20. März 2020 Handwerksunternehmen, die nicht wissen, ob sie wegen der Anordnungen zur Bekämpfung des Corona-Virus ihren Betrieb für Kunden öffnen dürfen, empfiehlt die Handwerkskammer (HWK) Münster, sich an das zuständige Ordnungsamt zu wenden. Dieses entscheidet als Vollzugsbehörde über die jeweils erlaubten Maßnahmen vor Ort.

Eine einheitliche Regelung zu den Gewerken gebe es nicht, informiert die HWK in einer Pressemitteilung. Auch von Ort zu Ort gebe es unterschiedliche Auslegungen. Von der Verunsicherung sind besonders Friseure und Kosmetiker betroffen, die engen Kontakt zu ihren Kunden haben, aber auch Gewerke mit Läden wie beispielsweise Zweiradmechaniker oder Goldschmiede.
 

HBZ führt Weiterbildung in Webinaren fort

26. März 2020 Das derzeit für Besucher geschlossene Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) Münster stellt ausgewählte Einheiten seines Präsenzunterrichts online bereit.

Die Theorieteile der Meisterschulen (Fachtheorie und Allgemeinkunde) wurden weitestgehend auf Webinare umgestellt. Zusätzliche Schwerpunkte im E-Learning sind die betriebswirtschaftlichen Weiterbildungen.

 
Plakat Hygieneschutz HWK

Mit diesem Plakat wirbt die Handwerkskammer für den Infektions- und Hygieneschutz

Kreditlinien aufstocken: HWK appelliert an Banken

27. März 2020 Für viele Handwerksbetriebe geht es in Folge der Corona-Krise plötzlich um die blanke Existenz. „Ich appelliere deshalb an alle regionalen Banken, die Kreditlinien der Betriebe unbürokratisch auszuweiten“, wandte sich Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, an die Geldinstitute.

Das könne die Liquidität und damit das wirtschaftliche Überleben der kleinen und mittleren Unternehmen sichern. Konkret schlägt Hund vor, Betrieben kurzfristig zusätzliche Kredite zu gewähren und dabei die Höhe der Zuschüsse aus der NRW-Soforthilfe zu berücksichtigen.

Kleinstunternehmen werden durch den Bund über direkte Zuschüsse unterstützt. 9.000 Euro soll es für Betriebe bis fünf Mitarbeiter geben, 15.000 Euro sollen Betriebe mit bis zu zehn Mitarbeitern erhalten. Das Land NRW stockt das Sofortprogramm des Bundes auf und gewährt zusätzliche Zuschüsse in Höhe von 25.000 Euro an Unternehmen mit zehn bis 50 Beschäftigten.

 

April 2020



APRIL 2020


 
HWK-Plakat Gesund bleiben

Viele Handwerksbetriebe sind für Kunden da

3. April 2021 Das lokale Handwerk ist ab 20. April wieder besser für Kunden erreichbar. Die Handwerkskammer (HWK) Münster begrüßt die beschlossenen Lockerungen des Landes NRW für den Handel. Diese gelten auch für zahlreiche Ladengewerke.

„Das Handwerk will arbeiten, damit möglichst viele Betriebe die Corona-Krise überleben und Arbeits- und Ausbildungsplätze erhalten bleiben“, betont HWK-Präsident Hans Hund. Er appelliert an Kunden, insbesondere jetzt lokale und regionale Anbieter zu bevorzugen. Jeder Auftrag, ganz gleich ob klein oder groß, sichere Existenzen, Beschäftigung und Zukunftsperspektiven vor Ort, so Hund.

 

HWK berät zu Berufschancen im Handwerk

4. April 2020 Auch wenn die Handwerkskammer (HWK) Münster wegen der Corona-Krise derzeit für Besucher geschlossen ist, können sich Schüler und Jugendliche in der Berufswahlphase hier über die  Perspektiven im Handwerk beraten lassen.

Die Ausbildungsvermittler der HWK stehen telefonisch und per E-Mail für Gespräche bereit und geben Orientierung. Auch wer sich nur allgemein zur Berufswahl mit Experten unterhalten möchte, ist willkommen.

 

Handwerkskonjunktur war fabelhaft – bis Corona kam

8. April 2021 Bis Ende März ging es dem Handwerk im Kammerbezirk Münster noch fabelhaft. Die Zukunftserwartungen waren weitgehend optimistisch. Das ergab die Frühjahrs-Konjunkturumfrage, die die Handwerkskammer (HWK) Münster im vergangenen Monat durchgeführt hat. Rund die Hälfte der insgesamt 310 antwortenden Betriebe bewertete ihre Geschäftslage allerdings vor den verordneten Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie.

„Mittlerweile sieht das Gesamtbild im Handwerk anders aus“, weiß Kammerpräsident Hans Hund aus zusätzlichen Blitzumfragen der HWK zu den Corona-Effekten auf das Handwerk, zuletzt Anfang April. Die meisten Branchen seien aus einer starken Position heraus in die Viruskrise gerutscht. Hund hofft, dass dies zusammen mit den Hilfsprogrammen von Bund und Land dazu beitrage, die aktuelle Ausnahmesituation zu bewältigen. Er regt an zu überprüfen, welche Gewerke unter Beachtung des Abstandsgebotes und notwendiger Schutzmaßnahmen ihr Ladengeschäft wieder öffnen dürften. Die Eindämmung der Infektionsausbreitung habe dabei auch für das Handwerk Priorität.

Weiteren Bedarf an Hilfen sieht HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz für Existenzgründer, die ebenso durchs Förderraster fielen wie Nebenerwerbsbetriebe, in denen oftmals Handwerker ihre unzureichende Rente aufbesserten. Unberücksichtigt seien auch Auszubildende, für die bislang kein Kurzarbeitergeld greife. Dieses sei aber für das Fortbestehen der Lehrverträge wichtig, wenn die Ausbildungsbetriebe in Schwierigkeiten gerieten, erklärte Banasiewicz.

Der Abfall der Geschäftstätigkeit durch die Corona-Krise passierte für zahlreiche Betriebe, als sie obenauf waren: Noch nie in der Konjunkturbeobachtung der Handwerkskammer gab es in einem März so viele Handwerksunternehmen, die ihre Geschäftslage der vergangenen sechs Monate mit „gut“ bewerteten wie in diesem Jahr – 61 Prozent der Befragten. 31 Prozent fanden ihre Lage „befriedigend“, nur 8 Prozent sahen sich in einer schlechten Situation. Der Geschäftslageindikator, der Lage und Prognose zusammenfasst, erreichte mit 132,6 Prozentpunkten einen hohen Level. Er spiegelt aber bereits die zwar noch positiven, jedoch schon vorsichtigeren Erwartungen an die künftige Geschäftsentwicklung wider.

In beiden Regionen des Kammerbezirks, dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, näherte sich die Konjunktur weiter an. Der Geschäftslageindikator betrug im Münsterland 135,2 Prozentpunkte und lag damit 9,4 Prozentpunkte vor dem nördlichen Ruhrgebiet mit 125,8 Prozentpunkten. In beiden Regionen war die Prognose vielversprechend.

Die Beschäftigung im Handwerk nahm im vergangenen Halbjahr weiter zu: Der Saldo aus Betrieben, die zusätzliches Personal einstellten, und Betrieben, die Mitarbeiter entlassen mussten, lag 9 Prozentpunkte im Plus. Gleiches galt für die Auftragslage. Die Umsätze stiegen weiter deutlich. Die Aufträge der Betriebe reichten noch bis vor Kurzem durchschnittlich 8,5 Wochen weit. Die Kapazitätsauslastung lag bei 80,9 Prozent. Investitionen legten stark zu. Die Verkaufspreise stiegen moderater als im Frühling des Vorjahres.

Sämtliche Branchen erzielten einen positiven Saldo aus Betrieben mit guter und schlechter Geschäftslage. An der Spitze lag das Ausbaugewerbe (73,2 Prozentpunkte) und direkt dahinter das Bauhauptgewerbe (72,2).

Hervorragend ging es auch dem Gesundheitsgewerbe (46,2). In der Rangfolge kamen dahinter die Anbieter für den gewerblichen Bedarf (39,6), die Nahrungsmittelgewerbe (36,4), das Kraftfahrzeuggewerbe (30,6) und schließlich die personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe (11,7).

Die HWK beobachtet die Folgen der Corona-Krise für die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster. Mitte März und Anfang April führte sie Blitzumfragen mit 1.198 und 1.455 Teilnehmern durch. Lag der Index für starke bis sehr starke Effekte durch das Virus auf die Unternehmen im März noch bei 22,1 Prozentpunkten, stieg er im April auf 30,5 Prozentpunkte. Der ermittelte Index berücksichtigt Aufträge, Beschaffungsprobleme, Lieferfähigkeit, Leistungspreise, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässe, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau. Von den befragten Betrieben haben 56 Prozent die NRW-Soforthilfe bereits beantragt oder möchten dies tun.

 

Läden des Handwerks lokal wieder besser erreichbar


17. April 2021 Geöffnete Werkstätten, frisches Brot aus der Bäckerei, aktive Baustellen – viele Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region sind weiterhin für ihre Kunden da. Mit Vorkehrungen zum Schutz vor Infektionen nehmen die meisten weiterhin Aufträge für handwerkliche Leistungen an.

„So trägt das regionale Handwerk dazu bei, dass die Versorgung mit Produkten und Dienstleistungen nach wie vor funktioniert“, betont HWK-Präsident Hans Hund. Für zahlreiche Handwerksunternehmen gehe es derzeit um die nackte Existenz. Am stärksten gefordert seien Betriebe mit direktem Kontakt zu Kunden, wenn diese aus Angst vor einer Ansteckung wegblieben. Dabei gelte für Handwerker das gleiche Abstandsgebot von mindestens 1,5 Metern zu Kunden wie in Supermärkten.

In einer aktuellen Umfrage der HWK sagen 88 Prozent der teilnehmenden Betriebe, die ihre Werkstätten weiterhin geöffnet halten dürfen, dass sie dies auch tun. Nur zwölf Prozent bieten derzeit trotz Erlaubnis keine Leistungen an. Nach der Coronaschutzverordnung ist Friseur- und Kosmetiksalons keine Tätigkeit gestattet. Betrieben mit Geschäftslokal ist lediglich der Verkauf von Waren untersagt, die nichts mit einer gleichzeitigen handwerklichen Leistung zu tun haben. Die Arbeiten in der Werkstatt gehen aber weiter. Einige Betriebe liefern ihre Waren auch zu Kunden. Handwerksleistungen auf Baustellen seien erlaubt, sofern es im Einzelfall keine anderweitige behördliche Anordnung durch das zuständige Gewerbeordnungsamt gebe, so die HWK.

 

Corona-Krise beeinträchtigt nahezu alle Handwerksbetriebe


22. April 2021 Die Corona-Krise beeinträchtigt mittlerweile 93 Prozent aller Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster. Das hat die dritte Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster zu den  Pandemiefolgen ergeben. Daran beteiligten sich 897 Unternehmen. In der gleichen Umfrage vor einem Monat (Stichtag 21. März) fühlte sich gut die Hälfte der Befragten betroffen. Der Index für starke bis sehr starke Effekte im Handwerk legte im Vergleichszeitraum von 22 auf 32 Prozentpunkte zu.

„Das Handwerk trägt die ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit. Es begrüßt die Lockerungen für die meisten Ladengewerke“, bekräftigte HWK-Präsident Hans Hund. Wichtig sei aber auch, dass die NRW-Soforthilfe nach der zwischenzeitlichen Antragstellungspause nun schnell bei Betrieben ankomme. Außerdem blieben Existenzgründer, die sich erst in diesem Jahr selbstständig gemacht hätten, bislang von Hilfen unberücksichtigt. „Zumindest für junge Unternehmen, die länger als drei Monate bestehen, brauchen wir eine Härtefallregelung“, so Hund. Von den befragten Handwerksbetrieben haben 56 Prozent die NRW-Soforthilfe bereits beantragt oder möchten dies tun.

An die Kommunen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region appelliert Hans Hund, wirtschaftliche Einbrüche durch die Vergabe von Aufträgen auszugleichen und kleine und mittlere Unternehmen vor Ort durch eine Mittelstandsoffensive zu fördern. Das komme auch Arbeits- und Ausbildungsplätzen zugute.

HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz: „Die Krise legt offen, wie wichtig die weitere Digitalisierung des Handwerks ist. Der Einsatz digitaler Techniken trägt stark dazu bei, das unternehmerische Überleben zu sichern und den Kundenservice auch in außergewöhnlichen Situationen aufrechtzuerhalten.“ Banasiewicz fordert eine bessere Förderung von Beratungsleistungen zur Digitalisierung und von Investitionen in Hard- und Software sowie Weiterbildung. Größtes Problem für die Betriebe sind die weggebrochenen Aufträge durch eine gesunkene Kundennachfrage. Hiervon fühlen sich 53 Prozent der Befragten stark bis sehr stark betroffen. Das spiegelt sich in fallenden Umsätzen wieder, die über alle Branchen hinweg mäßig gesunken sind, bei 46 Prozent aber stark bis sehr stark.

Das Handwerk versuche, seinen Personalbestand zu halten, auch mit Blick auf den voraussichtlichen Fachkräftemangel in der Zeit, wenn die Pandemie-Einschränkungen vollends aufgehoben würden, teilt die HWK mit.

Kurzarbeit haben 31 Prozent eingeführt und steht bei 22 Prozent an. Die überwiegende Mehrheit (60 Prozent) hält Kündigungen für unwahrscheinlich. Nur 8 Prozent mussten betriebsbedingt Personal abbauen.

Beschaffungsprobleme bestehen insgesamt nur mäßig. Die Lieferfähigkeit der Betriebe und die eigenen Lieferpreise sind lediglich gering beeinträchtigt. Liquiditätsengpässe trafen bei 18 Prozent der Befragten bereits ein und sehen 41 Prozent auf sich zukommen. Ein erhöhter Kreditbedarf besteht bei 9 Prozent und ist bei 33 Prozent wahrscheinlich.

Am meisten beeinträchtigt sehen sich die Personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe, die direkt für Endkunden arbeiten (Corona-Effekt-Index für starke bis starke Betroffenheit der Befragten: 41 Prozentpunkte). Es folgen die Anbieter für den gewerblichen Bedarf (39 Prozentpunkte), das Kfz-Gewerbe (33 Prozentpunkte) und die Gesundheitsgewerbe (28 Prozentpunkte). Am geringfügigsten
stark bis sehr stark beeinträchtigt sind die Ausbaugewerbe (21 Prozentpunkte), die Nahrungsmittelgewerbe (19 Prozentpunkte) und das Bauhauptgewerbe (17 Prozentpunkte).

Bei der starken bis sehr starken Betroffenheit durch die Corona-Krise gibt es regionale Unterschiede im Kammerbezirk: Der Index erreicht in Gelsenkirchen 36 Prozentpunkte, in Münster 35 Prozentpunkte, in den Kreisen Warendorf und Recklinghausen jeweils 34 Prozentpunkte, in Bottrop 31 Prozentpunkte, im Kreis Borken 30 Prozentpunkte, im Kreis Steinfurt 27 Prozentpunkte und im Kreis Coesfeld 25 Prozentpunkte.

 

digix.online: Partner für die Digitalisierung finden


22. April 2021 Um die Digitalisierung in kleinen und mittelständischen Unternehmen voranzubringen, haben die Handwerkskammer Münster und die IHK Nord Westfalen in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Borken mbH (WFG) und mit dem IT-Forum Nord Westfalen eine gemeinsame Serviceplattform mit Beraterdatenbank aufgebaut.

Unter der Adresse digix.online sollen sich möglichst viele Dienstleister, Berater und Handwerksbetriebe für Digitalisierung sowie Online-Händler aus der Region registrieren lassen und eintragen. So sollen kleine und mittelständische Unternehmen auf ein umfassendes Angebot digitaler Dienstleistungen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region zugreifen können. Digi-X soll möglichst viele Digitalunternehmen abbilden.



 

Flächen für Investitionen schaffen

Flächen für Investitionen schaffen
30. April 2021 Die Emscher-Lippe-Region benötigt deutlich mehr Industrie und Gewerbeflächen als vorhanden. Diese bekannte Forderung untermauern Handwerkskammer (HWK) Münster und IHK Nord Westfalen aktuell mit den Ergebnissen einer gemeinsamen Umfrage, an der sich über 500 Betriebe beteiligt haben.

Danach reichen die zur Verfügung stehenden Flächen nicht aus, um die Erweiterungspläne der bereits ansässigen Unternehmen umzusetzen. Für „dringend benötigte Neuansiedlungen“ insbesondere von Industrieunternehmen hat die Emscher-Lippe-Region nach Einschätzung der beiden Wirtschaftskammern derzeit schlicht „zu wenig Platz“. Das habe vor der Corona-Krise gegolten und gelte auch danach. Etwa jedes dritte Unternehmen wollte in den vergangenen fünf Jahren den Standort verlegen oder erweitern. Von diesen 173 Betrieben konnten über 40 Prozent ihre Vorhaben nicht umsetzen, weil keine passenden
Flächen verfügbar waren. Für die kommenden fünf Jahre meldeten rund 100 Unternehmen konkreten Bedarf an Erweiterungsflächen an.

IHK und HWK werten das Ergebnis der Umfrage als Auftrag an Politik und Verwaltung, den mancherorts bereits eingeschlagenen Weg hin zu einer angebotsorientierten Flächenpolitik konsequent weiterzugehen. „Es gibt etliche Unternehmen, die in der Emscher-Lippe-Region investieren wollen. Wir sollten ihnen ihre Entscheidung für unsere Region durch ausreichende und geeignete Flächenangebote erleichtern“, fordern HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel.

„Der Mangel an geeigneten Gewerbeflächen ist ein größeres Investitionshemmnis als bislang geahnt“, folgert Banasiewicz aus den „Zahlen, die das Ausmaß eines im Alltag der Wirtschaftsförderer bekannten Problems deutlich machen“. Auch erfolgreiche Handwerksbetriebe hätten an ihren bisherigen Standorten im bebauten Umfeld häufig keine Erweiterungsmöglichkeiten, „finden aber immer öfter keine geeigneten neuen Standorte“. Banasiewicz: „Mittelständische Handwerksbetriebe sind in der Emscher-Lippe-Region überdurchschnittlich stark vertreten – und wir wollen, dass das so bleibt.“

Für IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel belegt die Studie, wie wichtig es ist, dass Zukunftsprojekte wie „newPark“ und „Freiheit Emscher-Lippe“ möglichst schnell realisiert werden. „Parallel benötigen wir allerdings auch Flächen für den aktuellen Bedarf der Unternehmen“, sagte Jaeckel. Außerdem müssten die regionalen Kooperationsstandorte weiter – wie angekündigt – vorangetrieben werden. Insbesondere der Mangel an Industrieflächen verhindere sonst eine dauerhafte wirtschaftliche Trendwende in der Region. „Die hohe Wertschöpfung im produzierenden Gewerbe ist der Motor, den andere Wirtschaftsbereiche brauchen, um zu wachsen oder überhaupt erst zu entstehen“. Daran ändere auch die Corona-Krise nichts. Durch jeden neuen Arbeitsplatz in der Industrie entstehe mindestens ein neuer Arbeitsplatz, vor
allem bei industrienahen Dienstleistungsunternehmen, betonte Jaeckel.

Es müsse weiterhin der ehrgeizige Plan sein, die Emscher-Lippe-Region zum Motor der Mittelstandsmetropole Ruhr zu entwickeln, unterstreichen Banasiewicz und Jaeckel. Dazu müsse die  Investitionsbereitschaft der Unternehmen genutzt werden. „Wenn wir es schaffen, den Flächenengpass zu beseitigen, haben wir gute Chancen, die wirtschaftliche Entwicklung mittelfristig deutlich positiver zu gestalten als in der Vergangenheit“, sind sich die Hauptgeschäftsführer der beiden Wirtschaftskammern einig. Unterstützung erhalten sie von der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS mbH), die im Auftrag der beiden Wirtschaftskammern eine umfassende Gewerbeflächenstudie für die Emscher-Lippe-Region erstellt hat: „Mit einer aktiveren und vorausschauenden Flächenpolitik kann ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, um die noch verbliebenen strukturellen Schwächen der Region zu beseitigen“, resümieren die Autoren.


 

Mai 2020



MAI 2020


 

86 Prozent der Handwerksbetriebe von Corona-Krise betroffen

13. Mai 2020 „Das Handwerk ist froh, wieder komplett arbeiten zu dürfen. Der Großteil der heimischen Betriebe kämpft aber weiterhin mit den negativen Folgen der Pandemie.“ So wertet Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Münster, das Stimmungsbild der vierten Corona-Blitzumfrage seines Hauses. Daran nahmen 637 repräsentative Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region teil.

Der Anteil der durch die Krise beeinträchtigten Betriebe ist in den vergangenen drei Wochen von 93 auf 86 Prozent gesunken. Der Corona-Effekt-Index der HWK, der die starke bis sehr starke Betroffenheit des Handwerks durch die Krise anzeigt, ließ um 7 Punkte nach und lag am 11. Mai bei 25 Prozentpunkten (21. April: 32 Punkte). Grund für die leichte Besserung sei die Lockerung der Pandemie-Maßnahmen, vermutet die HWK. Trotzdem bleibe die Beeinträchtigung hoch, vor allem durch die zurückhaltende Nachfrage.

Das Handwerk trage einen verantwortungsbewussten und nachvollziehbaren Öffnungskurs mit, betonte Hund. „Die Betriebe brauchen jetzt aber weitere stabilisierende Maßnahmen für ihre Existenzsicherung und die Erhaltung von Arbeitsplätzen.“ Er forderte Entlastungen für Bürger und Unternehmen, unter anderem die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags, das Absenken der Einkommenssteuer, eine Steuerreform, die den Mittelstandsbauch begradige, Bürokratieabbau und bessere Abschreibungsbedingungen. Öffentliche Auftraggeber seien gefordert, zu investieren und die Vergabe durch kleinere Lose zu vereinfachen. Auch der einfachere Zugang zum Kurzarbeitergeld erleichtere das Wiedererstarken der Betriebe.

Die Unternehmen, die an der HWK-Blitzumfrage teilnahmen, leiden am stärksten unter der nachlassenden Kundennachfrage sowie Umsatzrückgängen. Die Hauptauswirkungen sind Kurzarbeit und Liquiditätsengpässe. An ihren Beschäftigten wollen die meisten Betriebe aber festhalten: 65 Prozent sehen einen Personalabbau für unwahrscheinlich an. Kündigungen ließen sich bei 8 Prozent nicht mehr vermeiden. Zwei Drittel der Befragten bekommen mittlerweile auch Probleme, weil erbrachte Leistungen von Auftraggebern nicht mehr abgenommen werden.

Am meisten leidet das Gesundheitsgewerbe (Corona-Effekt-Index: 36 Prozentpunkte). Das Ausbaugewerbe (18) und das Bauhauptgewerbe (16) sind derzeit am wenigsten beeinträchtigt. Dazwischen liegen das Kfz-Gewerbe (30), die Anbieter für den gewerblichen Bedarf (29), die personenbezogenen Dienstleister (25) und das Nahrungsmittelgewerbe (24).

Die Index-Werte in den Regionen des Kammerbezirks Münster: Bottrop (22 Prozentpunkte) Kreis Borken (24), Kreis Coesfeld (24), Gelsenkirchen (37) Münster (26), Kreis Recklinghausen (25), Kreis Steinfurt (21) und Kreis Warendorf (25).

Welche Auswirkungen die Krise auf die Ausbildungsaktivitäten der Handwerksbetriebe habe, sei noch nicht absehbar, unterstrich HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz. In der Blitzumfrage sagen zwei Drittel, dass das Gewinnen von Auszubildenden derzeit nicht schwieriger geworden sei. Von mehr Schwierigkeiten berichtet ein Drittel. Berufliche Ausbildung sei den Betrieben nach wie vor wichtig, so Banasiewicz. Die weitere Entwicklung der Lehrstellensituation im Handwerk hänge davon ab, wie gesund die Ausbildungsbetriebe trotz der Pandemiebelastung betriebswirtschaftlich blieben.

Bei den Insolvenzen und Betriebsschließungen wegen Auftragsmangel und Finanzierungsproblemen macht sich die Krise noch nicht bemerkbar, teilt die HWK mit.

Die Zahl liegt für die Monate März und April bei 16. Das seien lediglich 4 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

 

HBZ Münster öffnet schrittweise

17. Mai 2020 Das Bildungszentrum (HBZ) der Handwerkskammer Münster hat die schrittweise Öffnung des Lehrgangsbetriebs in Präsenzform gestartet. Maßgabe ist dabei die strikte Einhaltung der Hygienevorgaben der Landesregierung NRW. In der ersten Phase beginnen Lehrgänge, die mit einer Berufsabschlussprüfung bis zum 31. Oktober enden. Das betrifft besonders die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) für Auszubildende, die kurz vor der Prüfung stehen. In der Regel dauert die ÜLU aktuell drei statt fünf Tage. Das solle möglichst vielen Lehrlingen die Teilnahme erlauben, teilt das HBZ mit.

Zusätzlich starten die Praxisteile der Meisterschulen und der Fortbildung „Designer (HWK)“. Die Gebäude des Bildungszentrums bleiben für alle anderen Teilnehmenden und Besucher vorerst geschlossen. Die  Theorieteile der Bildungsangebote führt das HBZ weiter online durch.

 

Soforthilfe auch für ganz junge Unternehmen

14. Mai 2020 Auch „junge“ Existenzgründer, die wegen der Corona-Krise einen wirtschaftlichen Schaden haben, können ab sofort die NRW Soforthilfe erhalten. Die Handwerkskammer (HWK) Münster begrüßt die Ausweitung der Förderung von Bund und Land auf Unternehmen, die zwischen dem 1. Januar und 11. März gegründet wurden. Im Kammerbezirk Münster sind dies 614 Handwerksbetriebe.

Sie fielen bisher durchs Raster. „Für viele ist es notwendig, dass auch sie jetzt die Möglichkeit bekommen, ihre Existenz zu sichern und Finanzierungsengpässe für laufende Betriebskosten zu überbrücken“, betont HWK-Präsident Hans Hund. Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit fielen oftmals hohe Kosten für die Ausstattung des eigenen Betriebs und die Gewinnung von Kunden an. 25 neue junge  Handwerksunternehmen, die in diesem Jahr bis zum Beginn der Pandemie-Maßnahmen gegründet wurden, mussten ihre Tätigkeit bereits wieder aufgeben. Jetzt sei eine schnelle Auszahlung aller bewilligten Soforthilfen dringlich, oftmals zähle jede Woche fürs existenzielle Überleben der Betriebe, so Hund.

Gründer, die sich in 2020 bis zum Stichtag selbstständig machten, haben die Möglichkeit die Soforthilfe über Angehörige steuerberatender Berufe zu beantragen. Sie beträgt – je nach Betriebsgröße – 9.000, 15.000 oder 25.000 Euro.

Es gibt vier Voraussetzungen für die Bewilligung der Gelder: erstens der Wegfall von mehr als die Hälfte der Aufträge aus der Zeit vor dem 1. März durch die Corona-Krise, zweitens mehr als die Halbierung der Umsätze gegenüber dem Vorjahresmonat (Gründer: Vormonat), drittens die behördliche Einschränkung der Möglichkeit Umsätze zu erzielen oder viertens unzureichende Mittel zur Zahlung von Verbindlichkeiten des Unternehmens.

Das Geld darf nur für laufende betriebliche Sach- und Finanzaufwendungen verwendet werden, sagt das Land, zum Beispiel für Mieten, Leasingraten und Kredite für Betriebsräume. In NRW können als Sonderregelung 2.000 Euro für den Lebensunterhalt in den Monaten März und April angerechnet werden. Danach sieht der Bund die Beantragung von Grundsicherung vor. Personalkosten sollen durch das Kurzarbeitergeld reduziert werden.

 

Handwerk sucht Kontakt zu Jugendlichen


29. Mai 2020 Das heimische Handwerk sorgt sich wegen der abgebrochenen Kommunikationswege von Ausbildungsbetrieben zu Schulabgängern in der Corona-Krise. Ausgefallene Praktika und die seit Mitte März fehlende Erreichbarkeit der Schülerinnen und Schüler durch Kontaktsperren und Schulschließungen erschwerten den Dialog. Dies seien die Hauptgründe für den aktuellen Rückgang der neuen Lehrverträge, teilt die Handwerkskammer (HWK) mit.

Bis zum Stichtag 29. Mai wurden bei ihr 16 Prozent weniger Ausbildungsverhältnisse für dieses Jahr gemeldet als im Vorjahr – insgesamt 1.984 Lehrstellen, 382 weniger als Ende Mai 2019. Es gebe keine außergewöhnlichen Löschungen von bereits geschlossenen Lehrverträgen durch Corona, so die HWK.

„Die meisten Ausbildungsbetriebe bieten auch weiterhin Lehrstellen an. Sie wollen jungen Menschen eine berufliche Perspektive bieten und den eigenen Bedarf an Fachkräften sichern“, betont Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer. Zahlreiche Betriebe führten deshalb – unter Einhaltung der Hygienevorgaben – nach wie vor Praktika für Jugendliche durch.

In einer Umfrage sagen 42 Prozent von 482 Handwerksunternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region, dass das Gewinnen von Auszubildenden in Zeiten der Corona-Krise schwieriger geworden ist. Nur 14 Prozent der Befragten haben die Sorge, eine Ausbildung eventuell nicht bis zum Ende gewährleisten zu können. Umso wichtiger sei es, dass die Folgen der Schutzmaßnahmen
weiterhin durch betriebliche Fördermittel abgefedert würden. Dies helfe der Sicherung von Unternehmensexistenzen und damit der Lehrstellen.

Hund ermunterte die Betriebe zudem, sich nach dem Motto „Jetzt erst recht“ für die Ausbildung zu engagieren. Das Gewinnen von Nachwuchs sei trotz Krisenmodus eine Kernaufgabe. Die HWK empfiehlt Betrieben, die Lehrlinge suchen, die Kommunikation auf allen Kanälen zu steigern und sich die Option offenzuhalten, Ausbildungsverträge auch im Herbst abzuschließen. Die Ausbildung müsse nicht am 1. August beginnen. Die HWK möchte zugleich Schulabgänger dafür gewinnen, ihre berufliche Orientierung und Zukunftsplanung auch jetzt aktiv anzugehen.

 

Handwerk: Konjunkturpaket schnell umsetzen

Die Handwerkskammer (HWK) Münster begrüßt das vom Koalitionsausschuss der Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket als Turbolader auch für das Handwerk. „Denn trotz Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen seien zahlreiche Unternehmen nach wie vor ausgebremst“, erklärt HWK-Präsident Hans Hund.

Unveränderte 86 Prozent der Handwerksbetriebe (gegenüber drei Wochen zuvor) merken eine zurückhaltende Kundennachfrage und 83 Prozent sinkende Umsätze. Das legt die fünfte Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer offen. 560 Teilnehmer aus dem Münsterland und nördlichen Ruhrgebiet haben Ende Mai Auskunft über ihre wirtschaftliche Situation gegeben. Der HWK-Corona-Effekt-Index ließ mit 23,3 Prozentpunkten nur leicht um 1,2 Punkte nach. Diese Kennzahl spiegelt die starke bis sehr starke Betroffenheit des Handwerks durch die Pandemie wider. Sie bemisst die Auftragslage und Probleme bei
Beschaffung, Lieferfähigkeit, Leistungspreisen, Umsatz und Personalbestand, Liquiditätsengpässen, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau durch die Pandemie.

Nach den Lockerungen habe es einen Besserungsschub gegeben, der inzwischen aber ins Stocken geraten sei, bewertet Hund die Entwicklung. „Das Handwerk braucht weiterhin Aufträge. Die Nachfrage von Privatleuten und der öffentlichen Hand ist entscheidend, damit die Konjunktur im Handwerk wieder Fahrt aufnimmt“. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz erhofft sich positive Impulse durch die angekündigte Absenkung des Mehrwertsteuersatzes vom 1. Juli bis Jahresende von 19 auf 16 Prozent und für den ermäßigten Satz von 7 auf 5 Prozent. Die Weitergabe der geringeren Mehrwertsteuer eins zu eins an Kunden des Handwerks sei eine Chance für neue Aufträge. Von den Kommunen, deren Finanzsituation gestärkt werden solle, erwartet Banasiewicz, dass sie schnell den Weg für Investitionen freimachten. Entscheidend sei auch, dass sie kleinen und mittleren Handwerksbetrieben eine Beteiligung an der öffentlichen Auftragsvergabe erleichterten.

Die konkreten Auswirkungen der Corona-Krise auf die heimischen Handwerksbetriebe: Der Anteil der Betriebe, die Kurzarbeit angemeldet haben, ist um 3 Prozentpunkte auf 26 Prozent gefallen. Die meisten Betriebe (61 Prozent) sehen keinen Personalabbau auf sich zukommen. Allerdings ist der Anteil derer, die diesen künftigen Schritt befürchten, um 4 Prozentpunkte auf 19 Prozent leicht gestiegen. Die Betriebe, die schon Kündigungen aussprechen mussten, sind mit 6 Prozent weiter in der Minderheit. Ihr Anteil nahm gegenüber Anfang Mai um 2 Prozentpunkte ab. Liquiditätsengpässe sind bei 14 Prozent bereits eingetroffen. 35 Prozent sehen diese als wahrscheinlich an.

Das nördliche Ruhrgebiet ist stärker als das Münsterland von den Folgen betroffen. In beiden Teilgebieten des Kammerbezirks stehen die Betriebe in den Landkreisen besser da als in den kreisfreien Städten. Die regionalen Corona-Effekt-Indexwerte: Kreis Coesfeld (17,8 Prozentpunkte), Kreis Borken (20,3), Kreis Steinfurt (21,2), Kreis Warendorf (21,5), Münster (24,3), Kreis Recklinghausen (26,9) Gelsenkirchen (29,3) und Bottrop (30,3). Unter den Handwerksgruppen bleibt das Gesundheitsgewerbe am betroffensten (Index: 28,6 Prozentpunkte). Am wenigsten beeinträchtigt sind weiterhin die Baugewerke. Leichte Zunahmen an negativen Auswirkungen merken die Nahrungsmittelgewerke und der Ausbau.

„Wichtig ist nun, dass das Konjunkturpaket schnell seine Wirkung entfaltet. Dazu gehört auch die nun endlich beschlossene Entlastung von Bürokratie“, resümiert Hans Hund.

 

Juni 2020



JUNI 2020


 

Nachwuchs braucht Chance im Ausbildungsjahr 2020

Ende Juni hat Mohammed Samit Aryab (l.) seine Ausbildung zum Maler und Lackierer erfolgreich abgeschlossen. Er stammt aus Afghanistan und fand mit Hilfe der Handwerkskammer Münster im Rahmen des Projekts „Passgenaue Besetzung – Willkommenslotse“ für geflüchtete Menschen einen Ausbildungsplatz in Jan Jülkenbecks (r.) Malerbetrieb in Recklinghausen. Die Abschlussprüfung konnte trotz der Coronapandemie durchgeführt werden. Die Jülkenbeck GmbH übernahm Aryab danach als Geselle.

Ende Juni hat Mohammed Samit Aryab (l.) seine Ausbildung zum Maler und Lackierer erfolgreich abgeschlossen. Er stammt aus Afghanistan und fand mit Hilfe der Handwerkskammer Münster im Rahmen des Projekts „Passgenaue Besetzung – Willkommenslotse“ für geflüchtete Menschen einen Ausbildungsplatz in Jan Jülkenbecks (r.) Malerbetrieb in Recklinghausen. Die Abschlussprüfung konnte trotz der Coronapandemie durchgeführt werden. Die Jülkenbeck GmbH übernahm Aryab danach als Geselle.

17. Juni 2020 Unter dem Motto „Lehre statt Leere“ lädt die Handwerkskammer (HWK) Münster Schülerinnen und Schüler sowie Schulabgänger, die vor der Berufswahl stehen, zu Praktika in Handwerksbetrieben ein. „Auch in den Sommerferien öffnen zahlreiche Unternehmen ihre Türen und freuen sich über Interesse an ihrer Tätigkeit“, sagt HWK-Präsident Hans Hund. In einem längeren Praktikum könnten gute Einblicke in die Vielfalt handwerklicher Berufe gewonnen und Ausbildungsbetriebe kennengelernt werden.

Zugleich bittet Hund die Handwerksunternehmen im Kammerbezirk, auch in diesen Zeiten auf den beruflichen Nachwuchs zu setzen, indem allen, die zum Handwerk kommen wollten, ein Ausbildungsplatz im dualen System angeboten werde. Das Handwerk benötige auch künftig Fachkräfte, vor allem wenn die Auftragslage sich wieder bessere. „Auch im Ausbildungsjahr 2020 braucht der berufliche Nachwuchs eine Chance“, unterstreicht Hund.

 

Ausbildungsprämie unbürokratisch gestalten


24. Juni 2020 Die Ausbildungsprämie, die das Bundeskabinett im Rahmen eines „Schutzschirm für Lehrstellen“ beschlossen hat, könne eine Motivation für Handwerksbetriebe sein, weiterhin Berufsnachwuchs auszubilden. Voraussetzung dafür sei die unbürokratische und schnelle Abwicklung der Hilfe. So bewertet die Handwerkskammer Münster (HWK) die Prämie von bis zu 3.000 Euro pro neuem Lehrvertrag.

Sie soll an kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 249 Beschäftigten ausgezahlt werden, wenn sie trotz Kurzarbeit und massiven Umsatzeinbußen ihre Ausbildungsleistungen in Zeiten von Corona  unvermindert aufrechterhalten oder sogar steigern. Der Schutzschirm hilft auch, wenn Kurzarbeit für Lehrlinge vermieden wird oder Auszubildende aus insolventen Betrieben übernommen werden.

„Unser wichtigstes Anliegen ist es jetzt, dass viele Jugendliche den Weg in eine handwerkliche Ausbildung finden“, betonte HWK-Präsident Hans Hund. Die Zahl der in diesem Jahr neu abgeschlossenen Lehrverträge im Kammerbezirk Münster ist zum Stichtag 24. Juni gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent abgerutscht: Bislang wurden im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region 2.327 Lehrverträge abgeschlossen, 393 weniger als im Juni 2019. Kontaktsperren, Schulschließungen und abgesagte Ausbildungsmessen hätten in den vergangenen Monaten die Bemühungen der Betriebe zur Nachwuchsgewinnung erheblich erschwert, teilt die HWK mit.

 

Handwerk erholt sich langsam


27 Juni 2020 Das Handwerk im Kammerbezirk Münster erholt sich langsam, aber stetig vom Lockdown. Die Zeit der Infektionsschutzmaßnahmen nutzten zwei Drittel der Betriebe zur digitalen Aufrüstung und Innovation. Das zeigt die 6. Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster. Daran beteiligten sich Ende Juni 573 repräsentative Handwerksunternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region.

Seit März hat jeweils ein Fünftel der Befragten durch Digitalisierung seine Geschäftsprozesse optimiert, Home-Office ermöglicht und Video-Konferenz-Systeme eingerichtet. 15 Prozent nutzten Online-Medien zur Erschließung neuer Kundenkreise. In Datenschutz und Cybersicherheit investierten 13 Prozent. Produktionsprozesse optimierten 9 Prozent mit digitalen Technologien. 8 Prozent der Betriebe entwickelte neue Geschäftsfelder.

HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz sieht die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen für die weitere Digitalisierung im Handwerk zu verbessern: „Die Betriebe haben Wünsche nach mehr Infrastruktur und einen leichteren Zugang zu Fördermitteln.“ Die Hälfte der Befragten braucht bessere Mobilfunknetze. Im gleichen Umfang fehlen Weiterbildung und Qualifikation, personelle Ressourcen sowie Finanzmittel für die Aufrüstung von Hard- und Software. 45 Prozent wünschen mehr IT-Sicherheit. Schnelleres Internet benötigen 44 Prozent. „Rasche kommunale Investitionen in den Breitbandausbau können dazu beitragen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, so Banasiewicz.

Im Kammerbezirk Münster sank der Corona-Effekt-Index, der die starke bis sehr starke Betroffenheit des Handwerks misst, gegenüber dem Mai um 4,7 Prozentpunkte auf 18,6 Prozentpunkte. Der Index berücksichtigt die Beeinträchtigung bei Auftragslage, Beschaffung, Lieferfähigkeit, Leistungspreisen, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässen, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau. Der Höchstwert war Ende April mit 31,5 Prozentpunkten.

Größte Probleme sind nach wie vor die nachlassende Kundennachfrage und sinkende Umsätze. Hier spüren 82 Prozent der Befragten Nachteile (minus 4 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat). Ein Viertel ist davon stark bis sehr stark betroffen. Zwei Drittel der Betriebe melden eine eingeschränkte Lieferfähigkeit. Vier Fünftel haben selber Beschaffungsprobleme. Schwierigkeiten bei der Abnahme erbrachter Leistungen gibt es bei 63 Prozent.

Auch bei den Auswirkungen stehen die Zeichen auf leichter Entspannung: So kämpfen derzeit 11 Prozent der Befragten mit Liquiditätsengpässen, das sind 3 Prozent weniger als noch im Mai. 69 Prozent sehen Entlassungen als unwahrscheinlich an. Der Anteil an Betrieben, die sich von Personal trennen mussten, ist von 6 auf 7 Prozent gestiegen. Das ist aber weniger als im Mai befürchtet war.

Die Entspannung der Lage kommt nun auch im nördlichen Ruhrgebiet an. Der Corona-Effekt-Index für starke bis sehr starke Betroffenheit durch die Pandemie ist damit in den beiden Teilregionen des  Kammerbezirks gleich hoch. Am meisten betroffen ist Bottrop (Corona-Effekt-Index: 23,1 Prozentpunkte). Es folgen Münster und die Kreis Steinfurt (beide 20,2) und Coesfeld (18,7), Gelsenkirchen (18,1) und die Kreise Recklinghausen (18,9), Kreis Warendorf (16,7) und Borken (15,3).

Unter den Handwerksgruppen kommt die Entspannung am deutlichsten beim Gesundheitsgewerbe und den persönlichen Dienstleistern an. Am angespanntesten ist die Lage bei den Anbietern für den gewerblichen Bedarf, beim Nahrungsmittelgewerbe und Kfz-Gewerbe. Das Baugewerbe ist nach wie vor am wenigsten eingeschränkt, allerdings nimmt die Stärke der Betroffenheit im Baugewerbe leicht zu.

 

So helfen Kommunikation und Organisation

Arbeiten auf Abstand – das geht auch in der Werkstatt. Das Handwerksunternehmen Taflan schützt die Gesundheit der Beschäftigten durch eine räumliche Trennung der Arbeitsbereiche und Regeln. So kommen sich auch David Schevenpflug (links) und Korgy Yildirim (rechts) bei ihrer Tätigkeit im Karosseriebau nicht zu nah.

Arbeiten auf Abstand – das geht auch in der Werkstatt. Das Handwerksunternehmen Taflan schützt die Gesundheit der Beschäftigten durch eine räumliche Trennung der Arbeitsbereiche und Regeln. So kommen sich auch David Schevenpflug (links) und Korgy Yildirim (rechts) bei ihrer Tätigkeit im Karosseriebau nicht zu nah.

„Trotz der vorsichtigen Lockerungen und dem behutsamen Hochfahren der Wirtschaft spüren auch die Unternehmen Tekloth aus Bocholt und Taflan aus Warendorf die veränderten Rahmenbedingungen für die Handwerkswirtschaft. Gute Organisation und Kommunikation helfen ihnen durch die Corona-Krise.

Diplom-Ingenieur Jürgen Willing, Inhaber des Energie- und Gebäudetechnikbetriebs Tekloth, hat von der ersten Minute an auf eine kommunikative Führung gesetzt und alle 145 Beschäftigten einbezogen. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz hatte schon immer eine große Bedeutung im Betrieb. Eine Gefährdungsbeurteilung zum Umgang mit Infektionsgefährdungen war wegen der bereits geschaffenen Grundlagen zügig erstellt. Anschließend wurde die Belegschaft zeitnah über ein digitales betriebsinternes Informationssystem zu den wichtigen Verhaltensregeln informiert.

Damit die Aufbereitung aller zu beachtenden Regeln für einen optimalen Hygieneschutz immer zeitnah und aktuell für die Mannschaft zur Verfügung steht, kümmert sich eine Mitarbeiterin federführend um das Betriebsinformationssystem. Beschäftigte, die wesentliche Teile ihrer betrieblichen Aufgaben auch im Homeoffice erledigen können, erhielten unverzüglich die technischen und organisatorischen Möglichkeiten dazu. So wurde sichergestellt, dass selbst bei einem eintretenden Infektionsfall große Teile der Belegschaft weiterarbeiten können. „Bisher sind wir gut durch die Corona-Krise durchgekommen und hoffen, dass es auch so bleibt“, resümiert Jürgen Willing.

Dem „Karrosserie- und Lackierzentrum“ Taflan mit 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zugutegekommen, dass der Betrieb schon immer auf ein breites Angebots- und Dienstleistungsspektrum zurückgreifen konnte. In mehreren voreinander getrennten Betriebsgebäuden sind die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche untergebracht. Seit Mitte März ist die betriebliche Mannschaft teilweise in unterschiedliche Schichten eingeteilt. „In Kombination mit der räumlichen Trennung der unterschiedlichen Wertschöpfungsabteilungen ist es von Beginn an gelungen, einen optimalen Gesundheitsschutz- und Hygienestandard zu leben“, erläutert Maler- und Lackierermeister Hasan Taflan.

Entscheidungen können in den vorhandenen fünf Abteilungen schnell und effizient getroffen werden. Sie werden dann durch die Unternehmensleitung klar kommuniziert und anschließend gemeinsam umgesetzt. Durch versetzte Arbeitszeiten und Wechselschichten kommt der internen Kommunikation eine besonders hohe Bedeutung zu.

„Beide Beispiele machen deutlich, wie wichtig es ist, Führungs- und Kommunikationsstrukturen schnell an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen“, betont Thomas Melchert. Der technische Unternehmensberater der Handwerkskammer Münster empfiehlt: Eine gute Arbeits- und Gesundheitsschutzorganisation, Möglichkeiten der Digitalisierung und eine effiziente Kommunikation seien drei Möglichkeiten, die auch in Zukunft weiter genutzt werden sollten.

 

Juli 2020



JULI 2020

 

Erholung im Handwerk stagniert

Für das Handwerk im Kammerbezirk Münster gibt es in den Sommerferien bislang kaum weitere Erholung vom Lockdown. Das meldet die Handwerkskammer (HWK) Münster. 473 Betriebe aus dem Münsterland und der Emscher- Lippe-Region haben Ende Juli in einer Blitzumfrage Auskunft zu den Folgen des Corona-Virus gegeben.

HWK-Präsident Hans Hund fordert deshalb weitere stabilisierende Maßnahmen für das Handwerk. Er appelliert an Kunden und Betriebe des Handwerks, Abstandsregeln, Maskenpflicht und Hygienemaßnahmen strikt einzuhalten, um das Infektionsrisiko wieder zu senken. „Ein neuer Lockdown wegen steigender Infektionszahlen wäre ganz besonders für die Ladengewerke nur sehr schwer zu verkraften“, so Hund.

Für viele Unternehmen habe derzeit die Sicherung der Liquidität Priorität. Der Anteil von Betrieben mit Liquiditätsengpässen ist gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben (11 Prozent der Befragten). Weitere 27 Prozent sehen Zahlungsschwierigkeiten auf sich zukommen. Ein steigender Anteil – mittlerweile jeder Zehnte – hat erhöhten Kreditbedarf. „Die Kreditvergabe muss noch mittelstandsfreundlicher gestaltet werden, damit mehr an sich gesunde Betriebe die Krise überstehen können“, betont Hund.

Weiterhin fordert er Maßnahmen für den Erhalt von Lieferketten, die langsam brüchiger würden. So haben immer noch drei Viertel der Betriebe Beschaffungsprobleme. Diese sind im Kraftfahrzeuggewerbe und im Gesundheitsgewerbe am ausgeprägtesten. 11 Prozent der Handwerksbetriebe haben ihrerseits große bis sehr große Probleme bei der eigenen Lieferfähigkeit. Hund warnt: „Die Krise darf nicht als neue Normalität angesehen werden, sondern es bedarf weiterhin an entschlossenem Handeln auf allen Ebenen der Politik, damit es nicht zur Pleitewelle kommt.“

Der Corona-Effekt-Index, der die starke bis sehr starke Betroffenheit des heimischen Handwerks durch die Pandemie misst, ließ gegenüber dem Vormonat nur um 0,3 Prozentpunkte nach. Er liegt aktuell bei 18,3 Prozentpunkten. In den Index fließen Auftragslage, Beschaffungsprobleme, Lieferfähigkeit, Leistungspreise, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässe, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau ein.

Größtes Problem sind Umsatzrückgänge. Hiervon ist jeder fünfte Betrieb stark bis sehr stark betroffen. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, zu denen vor allem die Zulieferer für die Industrie (wie Maschinenbauer) gehören, spürt jeder Dritte starke bis sehr starke Einbußen.

Besonders beeinträchtigt ist auch das Nahrungsmittelgewerbe (wie Bäcker, Fleischer, Konditoren), wo 45 Prozent starke bis sehr starke Auftragseinbrüche merken. Im Gesundheitsgewerbe (wie Zahntechniker,
Hörgeräteakustiker, Orthopädietechniker und Augenoptiker) verzeichnen 40 Prozent starke bis sehr starke Auftragsrückgänge.

Die Probleme durch Corona für die Betriebe schlugen sich aber nicht auf dem handwerklichen Arbeitsmarkt nieder. Drei Viertel der befragten Handwerksunternehmen versuchten einen Personalabbau zu vermeiden; 7 Prozent waren noch ungewiss. Es gab im Juli weniger Betriebe mit Kurzarbeit (18 Prozent) und weniger Betriebe, die aktuell Personal abbauen mussten (5 Prozent). Einem Drittel der Unternehmen gelang es, alle Auszubildenden nach der Gesellenprüfung zu halten. Nur 7 Prozent sagten, dass sie wegen der Corona-Krise nicht alle Lehrlinge übernehmen konnten.

Die Rangfolge des Corona-Effekt-Index nach Regionen des Kammerbezirks Münster: Bottrop (14 Prozentpunkte), die Kreise Borken, Coesfeld, Warendorf und Recklinghausen (16 Prozentpunkte), Münster und Kreis Steinfurt (19 Prozentpunkte) und Gelsenkirchen (29 Prozentpunkte).

 

Praktika im Ausland wieder möglich

24. Juli 2020 Auslandspraktika in der Ausbildung sind wieder möglich. Darauf weist die Kontaktstelle Ausland der Handwerkskammer (HWK) Münster hin. „Auszubildende können somit wieder internationale Erfahrung sammeln und Ausbildungsbetriebe zeigen, dass sie für leistungsstarke Nachwuchskräfte attraktiv sind“, unterstreicht Andreas Bendel, der in der Kontaktstelle über individuelle Praktika und Gruppenaufenthalte im Ausland berät.

Auslandspraktika können nur dann über das Programm „Erasmus +“ gefördert werden, wenn für das Zielland vor der Abreise keine aktuelle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes herausgegeben wurde. Bei einer
Warnung während des Aufenthaltes muss diese ebenso befolgt werden wie die Infektionsschutzvorgaben des Gastlandes. Wird der Auslandsaufenthalt wegen der Corona-Pandemie storniert, abgesagt oder abgebrochen, gibt es keinen Ersatz für Stornierungsgebühren, Unterbringungs- und Reisekosten. Eine schriftliche Bestätigung des Auslandsschutzes durch die Krankenversicherung sei sinnvoll.

 

Bereitschaft zur Ausbildung bleibt hoch

Die dunkelroten Fahrzeuge mit der gelben Firmenaufschrift von „Schüßler‘s Rohrreinigungsschnelldienst“ sind im nördlichen Ruhrgebiet bestens bekannt. Seit Anfang August gibt es jedoch eine Neuigkeit „an Bord“: Auf dem Beifahrersitz ist eine junge Frau unterwegs zu verstopften Abwasserleitungen. Die 19-jährige Kirsten Bernard hat bei Schüßler die Ausbildung zur Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice begonnen – als eine von ganz wenigen weiblichen Auszubildenden in diesem Beruf in Deutschland und als Pionierin im Kammerbezirk Münster. Hier sieht sie sich zwei männlichen Neulingen gegenüber.

Die dunkelroten Fahrzeuge mit der gelben Firmenaufschrift von „Schüßler‘s Rohrreinigungsschnelldienst“ sind im nördlichen Ruhrgebiet bestens bekannt. Seit Anfang August gibt es jedoch eine Neuigkeit „an Bord“: Auf dem Beifahrersitz ist eine junge Frau unterwegs zu verstopften Abwasserleitungen. Die 19-jährige Kirsten Bernard hat bei Schüßler die Ausbildung zur Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice begonnen – als eine von ganz wenigen weiblichen Auszubildenden in diesem Beruf in Deutschland und als Pionierin im Kammerbezirk Münster. Hier sieht sie sich zwei männlichen Neulingen gegenüber.

30. Juli 2020 77 Prozent der Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region halten trotz Corona an ihrer Ausbildungsbereitschaft fest. Das ergab eine Umfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster im Juli 2020, an der sich 473 Unternehmen beteiligt haben. Ein Drittel der Befragten bietet derzeit verstärkt Praktika für die Nachwuchsgewinnung an. Aber gut die Hälfte (54 Prozent) konnte bislang nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als in 2019.

„Das Handwerk wirbt um Schulabgängerinnen und -abgänger, aber wir sehen, dass weniger Jugendliche ihren Weg in eine handwerkliche Ausbildung finden“, stellt Kammerpräsident Hans Hund fest. Viele Betriebe täten trotz der schwierigen Situation alles, um ihre Lehrlinge weiterhin auszubilden und neue Lehrstellen anzubieten.

Eine Momentaufnahme der neuen Ausbildungszahlen im Kammerbezirk Münster zeigt ein Absacken um minus 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis zum Stichtag 30. Juli wurden 3.484 Lehrverträge in die Lehrlingsrolle der HWK eingetragen. Das sind 624 weniger als zum gleichen Stichtag des Vorjahres.

Alle Regionen verzeichnen verminderte Ausbildungsverhältnisse: der Kreis Borken minus 10 Prozent, der Kreis Coesfeld minus 20 Prozent, Münster minus 9 Prozent, der Kreis Steinfurt minus 16 Prozent, der Kreis Warendorf minus 14 Prozent, Bottrop minus 21 Prozent, Gelsenkirchen minus 24 Prozent und der Kreis Recklinghausen minus 18 Prozent.

Freie Lehrstellen gab es in allen Branchen des Handwerks. Im Nahrungsmittelgewerbe (Fleischer, Bäcker, Konditoren) haben 78 Prozent der befragten Betriebe noch unbesetzte Ausbildungsplätze, 60 Prozent in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (zum Beispiel Maschinenbauer), 57 Prozent im Ausbaugewerbe (zum Beispiel Maler und Lackierer), 54 Prozent im Kraftfahrzeuggewerbe, 53 Prozent im Bauhauptgewerbe (zum Beispiel Maurer), 49 Prozent im Gesundheitsgewerbe (zum Beispiel Augenoptiker) und 46 Prozent in den Handwerken für den privaten Bedarf (zum Beispiel Friseur).

Die Betriebe haben Auskunft über die Gründe für ihre unbesetzten Lehrstellen gegeben: 65 Prozent sagten, es habe keine Bewerber gegeben; dieses Problem betrifft vor allem das Bauhauptgewerbe, wo 86 Prozent der Betriebe keine Bewerber hatten. 18 Prozent konnten in den vergangenen Monaten keinen Kontakt zu potenziellen Bewerbern herstellen. 9 Prozent gaben an, dass das Bewerbungsverfahren wegen Corona langwieriger sei.

Kammerpräsident Hans Hund bestärkt die Betriebe darin, ihre Praktikums- und Ausbildungsplätze auch nach dem 1. August weiterhin bereitzustellen. Die Handwerkskammer versuche nach den Sommerferien, wieder Kontakt zu Schülerinnen und Schülern zu bekommen und auf die Chancen einer Lehre im Handwerk aufmerksam zu machen. Idee ist, die während des Lockdowns von Mitte März bis Anfang Mai ausgefallenen Praktika nach den Sommerferien nachzuholen. Damals konnten laut Umfrage drei Viertel der Betriebe ihre angebotenen Praktikumsplätze nicht besetzen. „Ein Praktikum weckt oft
Interesse an einer Ausbildung“, weiß Hund.



 

August 2020



AUGUST 2020


 

Kommunale Vergabe möglichst in der Region

18. August 2020 Die Handwerkskammer (HWK) Münster erwartet von den Kommunen im Kammerbezirk, die neuen Spielräume im gelockerten Vergaberecht voll zu nutzen. „Das kostengünstigste Angebot hat nicht unbedingt das beste Preis-Leistungsverhältnis. Billig ist nicht immer wirtschaftlich“, betont HWK-Präsident Hans Hund. Er fordert Städte und Gemeinden auf, die Betriebe in der Region stärker in Vergabeverfahren für öffentliche Investitionen einzubeziehen. So könne das Konjunkturpaket des Bundes mehr Wirkung entfalten, so Hund.

Konkret empfiehlt die HWK bei Gesamtinvestitionen bis 5,35 Millionen Euro netto – hier liegt die Grenze für nationale Verfahren –, die Summe in kleine Lose nach Gewerken aufzuteilen. Bis 750.000 Euro pro Los kann bis Ende 2021 ein beschränktes Verfahren angewandt werden. Bei Kitas und Schulen ist dies bis 1 Million Euro machbar. Vorgeschrieben ist ein Wechsel der Betriebe, die zur Angebotsabgabe eingeladen werden. Diese Regelung ermögliche auch Handwerksbetrieben vor Ort die Teilnahme, macht die HWK aufmerksam. Im Handwerk sei insbesondere eine Eintragung in die Handwerksrolle unabdingbar, um keine Schwarzarbeit entstehen zu lassen.

Die HWK weist darauf hin, dass gute Arbeit auch gut bezahlt werden müsse. Faire und damit rechtskonforme Löhne müssten bei der Prüfung des Angebotes berücksichtigt werden. Weitere rechtliche Spielräume in den Vergabekonditionen ergäben sich, indem Handwerker ihre Ideen für einen effizienten Ablauf und die eingesetzten Materialien des Projektes einbringen könnten. Diese Regelung bleibe häufig ungenutzt, biete aber Vorteile für beide Seiten: Die dadurch erzielten Einsparungen würden geteilt. Das komme auch den kommunalen Haushalten zugute.

Darüber hinaus appelliert die Handwerkskammer an die Kommunen, ihre Vergabeformulare übersichtlicher zu gestalten und deren Zahl zu reduzieren. Insbesondere sollten die Leistungsverzeichnisse vollständig, eindeutig und besser nachvollziehbar erstellt werden. Dann könnten sich auch mehr Handwerksbetriebe, die Arbeitsplätze vor Ort schafften, an den Ausschreibungen beteiligen, unterstreicht Hund.

 

Kassenaufrüstung

August 2020 Das Handwerk hat sich für eine Fristverlängerung der TSE-Aufrüstung von Kassensystemen eingesetzt. „Handwerksbetriebe brauchen ihre Kraft jetzt, um die Corona-Krise zu meistern. So wichtig
manipulationssichere Kassen sind, ein Aufschub bis 2021 wäre angesichtsder Ausnahmesituation der Pandemie angebracht gewesen“, kommentierte HWK-Präsident Hans Hund.

Die Handwerkskammer rät Betrieben, denen die Frist Probleme bereitet, ihren Antrag auf Fristverlängerung nachvollziehbar zu begründen. Technische Probleme könnten Lieferprobleme bestimmter TSE-Lösungen sein. Wirtschaftliche Begründungen sollten ausschließlich auf den Auswirkungen der Corona-Krise beruhen. Die Unternehmensberatung stand betroffenen Betrieben zur Seite.

 

Umsätze sind größtes Manko im Handwerk

39 Prozent aller Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster spüren keine wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Corona-Krise. Bei Unternehmen mit Beeinträchtigungen, und damit der Mehrheit, tritt die Erholung dagegen auf der Stelle. Das legt die Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster Ende August offen. Daran haben sich 563 Betriebe beteiligt. Größtes Manko bilden weiterhin die Umsätze. 77 Prozent der Betriebe sind von Rückgängen betroffen, besonders die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, das Kraftfahrzeug- und das Gesundheitsgewerbe.

Bislang haben 41 Prozent der Befragten Corona-Hilfen des Bundes beziehungsweise Landes genutzt. Jeder vierte Handwerksbetrieb zieht es in Betracht, seine Produktion anzupassen. Änderungen im Geschäftsmodell stehen für jeden Fünften an. Zwei Drittel halten Kündigungen für unwahrscheinlich. 18 Prozent erwägen den Abbau von Beschäftigung. 6 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie wegen Corona bereits Personal entlassen mussten. Der Anteil der Betriebe mit Kurzarbeit ist leicht zurückgegangen (17 Prozent). 4 Prozent fürchten den Konkurs.

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, lobt die Verlängerung der Überbrückungshilfe bis Jahresende. „Das ermöglicht Fördermittel auch für Betriebe, die bislang noch vorhandene  Auftragsbestände abarbeiten konnten, bei denen aber wegen ausbleibender neuer Aufträge erst in den kommenden Monaten die Corona-Folgen deutlich spürbar werden.“ Zu bemängeln sei allerdings, dass die Überbrückungshilfe nur durch Mitwirkung eines Steuerberaters, Wirtschaftsprüfers oder Rechtsanwalts beantragt werden könne. „Gerade für kleinere Betriebe werden dadurch Hürden aufgebaut, die sie oftmals von einem Antrag abschrecken“, so Hund. Handlungsbedarf sieht er zudem beim KfW-Schnellkredit. Dieser solle auch kleinen Unternehmen mit bis zu 10 Beschäftigten zugänglich gemacht werden.

13 Prozent der Befragten finden es schwierig, ihre Zahlungsverpflichtungen einzuhalten. Genauso viele haben Probleme, Kredite zu erhalten. 31 Prozent sehen Liquiditätsengpässe auf sich zukommen.  Allerdings sagen 87 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie seit Pandemiebeginn keine Probleme beim Zugang zu Krediten hätten.

Der Corona-Effekt-Index, der die starke bis sehr starke Betroffenheit des heimischen Handwerks durch die Pandemie misst, liegt aktuell bei 18,8 Prozentpunkten. Er ist damit gegenüber dem Vormonat annähernd unverändert geblieben. In den Index fließen Auftragslage, Beschaffungsprobleme, Lieferfähigkeit, Leistungspreise, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässe, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau ein. Die Rangfolge des Corona-Effekt- Index nach Regionen des Kammerbezirks Münster in Prozentpunkten: Kreis Coesfeld (14,5), Kreis Borken (16,6), Kreis Recklinghausen (17,0), Münster und Kreis Steinfurt (beide 18,3), Kreis Warendorf (20,0), Bottrop (24,7) und Gelsenkirchen (25,5).

HWK-Präsident Hund wünscht sich von Bund, Land und Kommunen für die kommenden Monate ein einheitliches, abgestimmtes und transparentes Vorgehen beim Gesundheitsschutz. Dieses müsse stets auch mit den Interessen der Wirtschaft in Balance sein. Letztlich könne jeder Einzelne durch sein Verhalten einen Beitrag zum Infektionsschutz und damit zugleich zur Stabilisierung von Wirtschaft und Gesellschaft leisten, betonte Hund.

 

Mehr Gründungsprämien für Meister bewilligt

Installateur- und Heizungsbauermeister David Baumann aus Münster ist einer von zwanzig jungen Gründerinnen und Gründern im nordrhein-westfälischen Handwerk, die ihre Meistergründungsprämie am NRW-Meistertag in Solingen von Landeswirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart entgegennahmen.

Von Jahresbeginn bis Ende August erhielten 48 Meisterinnen und Meister, die sich im Handwerk des  Kammerbezirks Münster selbstständig gemacht haben, die Meistergründungsprämie des Landes in Höhe von 7.500 Euro als Zuschuss. Das sind elf Jungunternehmer mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

In den vergangenen 25 Jahren – und damit seit Start des Förderprojekts – schufen oder erhielten 2.983 geförderte Meisterinnen und Meister im Rahmen ihrer Existenzgründung, Übernahme oder Beteiligung insgesamt 10.109 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.

Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster und des Westdeutschen Handwerkskammertages, betonte auf dem Meistertag: „Großen Respekt verdienen gerade in der jetzigen Zeit diejenigen im Handwerk, die sich trotz aller Umstände in die Selbstständigkeit begeben.“

 

September 2020



SEPTEMBER 2020

 

Kundennachfrage weiterhin zurückhaltend

78 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster meldeten eine weiterhin zurückhaltende Kundennachfrage und 77 Prozent Umsatzveränderungen aufgrund der Corona-Krise. Die Erholung der Handwerkswirtschaft kommt seit Juli nicht voran. Das legt die neunte Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster Ende September offen. Daran haben sich 372 Betriebe beteiligt.

Das Handwerk hält trotzdem weitgehend an seinem Personal fest: Die Mehrheit der Betriebe (68 Prozent) hält Kündigungen für unwahrscheinlich. Die Möglichkeit der Kurzarbeit wird aktuell von 16 Prozent der Betriebe in Anspruch genommen, deutlich weniger als im April (31 Prozent). Die Angst vor Liquiditätsengpässen hat abgenommen, ist aber weiterhin hoch: 43 Prozent der befragten Betriebe vermelden Liquiditätsengpässe oder sehen sie auf sich zukommen.

Die Handwerkskammer hat einen Corona-Effekt-Index ermittelt, der die starke bis sehr starke Betroffenheit des heimischen Handwerks durch die Pandemie misst. Die Betrachtung der Index-Werte seit der ersten Umfrage Mitte März macht deutlich, dass die Handwerksgruppen sehr unterschiedlich durch den Lock-Down betroffen waren: Handwerke für den privaten Bedarf und den gewerblichen Bedarf meldeten starke Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit durch die Einschränkungen im Frühjahr, das Bau- und Ausbaugewerbe zeigte sich zur selben Zeit robust.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage weisen darauf hin, dass sich die Schere zwischen den Handwerksgruppen zunehmend schließt, da sich die Lage der besonders betroffenen Handwerke nach dem schwierigen Frühjahr verbessert hat. Zeigt der Corona-Effekt-Index Mitte April noch einen Unterschied von 24 Prozentpunkten zwischen der am stärksten und am wenigsten betroffenen Handwerksgruppe an, so betrug dieser Abstand Ende September 11 Prozentpunkte.

Der Corona-Effekt-Index liegt aktuell bei 20 Prozentpunkten und hält damit in etwa das Niveau des Vormonats. Eine deutliche Erholung ist weiterhin nicht in
Sicht.

 

Verkehrspolitik: HWK fordert Vorfahrt fürs Gewerbe

Konditormeister Till-Moritz Scheffler

Konditormeister Till-Moritz Scheffler, Inhaber des Café Issel in Münster, nutzt für betriebliche Fahrten in der Stadt regelmäßig das Lastenrad. Das schont Ressourcen und spart Kosten und Zeit –und hält auch fit.

15. September 2020 Staus, Parkplatzmangel und Fahrverbote belasten das Handwerk. In der Verkehrspolitik fordert die Handwerkskammer Münster (HWK) deshalb Vorfahrt für Wirtschaft und Gewerbe.

„Das Handwerk ist weitgehend auf individuelle motorisierte Mobilität angewiesen, auch in den Innenstädten“, betont HWK-Präsident Hans Hund nach einer Umfrage unter Betrieben im Kammerbezirk zu ihrem Fahrzeugbedarf. Danach verfügen 90 Prozent der Handwerksunternehmen über Firmenfahrzeuge. Von ihnen erwarten wiederum 95 Prozent, dass sie auch künftig für ihre Arbeit motorisiert sein müssen; sie brauchen Fahrzeugeinbauten oder müssen Werkzeuge und Material transportieren. 3,5 Prozent schätzen zwar, dass sie für einzelne Fahrten auf Leihfahrzeuge und Leasingpools zurückgreifen könnten. Aber lediglich 1,5 Prozent gehen davon aus, dass sie künftig keine eigenen Kraftfahrzeuge für ihr Unternehmen benötigen.

Ein Viertel der Befragten hat seinen Betriebssitz im Innenbereich einer Großund Mittelstadt. Insbesondere dortige Händler und Dienstleister seien auf eine gute Erreichbarkeit angewiesen, so Hund. „Sie brauchen eine umsichtige Verkehrspolitik. Lebendige Stadtzentren werden geschwächt, wenn Autos nicht mehr einfahren dürfen. Dann gewinnt der Handel auf der grünen Wiese mit großen Parkflächen und der Online-Handel, während die Innenstädte veröden.“ Die HWK setzt auf bessere Angebote im Öffentlichen Personennahverkehr und eine attraktive Infrastruktur für Fahrradfahrer statt auf Verbote, um der  Verkehrslast, insbesondere in Spitzenzeiten, zu begegnen.

Die größten Verkehrsprobleme sind für Handwerksbetriebe fehlende Parkplätze bei Kunden und auf Baustellen (46 Prozent), Staus und Verkehrsstockungen (42 Prozent), der steigende Aufwand bei der Anfahrt (22 Prozent), innerstädtische Fahrverbote und Stellplatzmangel am Betriebssitz (jeweils 21 Prozent).

In ihrem eigenen Fuhrpark setzen die befragten Handwerksbetriebe zu 85 Prozent Fahrzeuge mit Dieselantrieb ein. Hauptursache ist, dass die meisten Nutzfahrzeuge mit Diesel fahren. 12 Prozent nutzen Benzinmotoren. Nur 3 Prozent haben alternative Antriebe im Fuhrpark. Dieser Anteil wird in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich deutlich steigen: 8 Prozent der Befragten wollen in jedem Fall Fahrzeuge mit Elektroantrieb oder einen Plug-in-Hybrid kaufen oder leasen. 37 Prozent sind dazu bereit, wenn sich das Fahrzeugangebot verbessert, die Anschaffungskosten sinken, die Betriebskosten wirtschaftlicher sind beziehungsweise die Ladeinfrastruktur ausgebaut ist. Jeder Zehnte denkt aber noch weiter und setzt auf Lastenräder. 6 Prozent wollen ihre Kraftfahrzeuge sogar komplett damit ersetzen.


 

Oktober 2020



OKTOBER 2020


 

Corona-Krise fräst Spuren in Handwerkskonjunktur

21. Oktober 2020 „Die Corona-Krise fräst tiefe Spuren in die Handwerkskonjunktur des Kammerbezirks Münster. Die Stimmung der Betriebe hat sich gegenüber dem Boom des Vorjahres deutlich verschlechtert, zeigt im Großen und Ganzen aber eine noch positive Lage.“ So bewertet Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Münster, die Ergebnisse der diesjährigen Herbst-Konjunkturumfrage mit 467  teilnehmenden Betrieben aus 41 Berufen.

Der Geschäftslage-Indikator, der aktuelle Lage und Zukunftsprognose zusammenfasst, erreicht 111,4 Prozentpunkte. Er sackte gegenüber dem Vorjahr um 16,6 Punkte ab. Derart starke Einbrüche gab es zuletzt in den Jahren 2001 und 2002 nach dem Platzen der Dotcom-Blase, teilt die HWK in einer Pressemitteilung mit.

Auch für das Handwerk sei die Kontrolle über die Infektionsdynamik jetzt entscheidend, betonte Hund. Die Betriebe brauchten zudem bei den Infektionsschutzmaßnahmen die größtmögliche Planungssicherheit für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten. Die rechtlichen Vorgaben müssten überschaubar und nachvollziehbar sein. Hund ergänzte: „Das Handwerk schätzt die Verlängerung und Konditionsverbesserung bei den Hilfsmaßnahmen des Bundes für betroffene Unternehmen bis Jahresende. Es sieht derzeit aber so aus, als ob Hilfen noch länger erforderlich sein werden, weil die Pandemie und damit die Einschränkungen
wohl länger dauern.“

Die Konjunkturkurve der Betriebe mit guter Geschäftslage – sie bilden mit 47 Prozent die größte Gruppe – zeigt den steilsten Abfall in 42 Jahren Aufzeichnung durch die HWK; deren Anteil hat sich seit Herbst 2019 um 15 Prozentpunkte verringert. Gleichzeitig nahm der Anteil der Betriebe, denen es schlecht geht, um 12 Prozentpunkte auf 18 Prozent zu. 35 Prozent finden ihre Lage befriedigend. „Wenngleich die Geschäftslage in den vergangenen Monaten stark absackte, ist die aktuelle Situation besser als 2008, dem Höhepunkt der Finanzkrise“, verglich Hund.

Größtes Problem sind die Umsatzeinbrüche in den vergangenen sechs Monaten. Ein ebenso drastisches Bild zeigt die Auftragslage. Die Aufträge reichen im Schnitt sieben Wochen weit – 1,7 Wochen weniger als vor einem Jahr. Die Kapazitäten sind zu 78 Prozent ausgelastet.

Die Beschäftigung im heimischen Handwerk blieb seit April weitgehend unverändert: Es gab ungefähr gleich viele Betriebe, die Personal einstellten, wie Betriebe, die Personal abbauten. Zwei Drittel der Betriebe hielten die Mitarbeiterzahl konstant. Gegenüber dem Vorjahr trübte sich der handwerkliche Arbeitsmarkt aber ein.

Die Investitionen ließen nach. 52 Prozent aller befragten Handwerksbetriebe tätigten in den letzten sechs Monaten Investitionen, 7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gaben im Herbst 2019 noch 51 Prozent an, dass sie ihre Investitionen gesteigert hätten, sagten dies jetzt 42 Prozent.

Mit Blick auf die kommenden sechs Monate erwarten die meisten Betriebe (60 Prozent), dass ihre Geschäfte unverändert bleiben. Die Gesamtprognose weist jedoch leicht nach unten. Die Befragten rechnen auch weiterhin mit einer Flaute bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze. 77 Prozent meinen, dass sie ihren Personalbestand halten können. Zwölf Prozent gehen von Zuwächsen aus. Elf Prozent erwarten den Abbau von Beschäftigung.

Von den beiden Regionen im Kammerbezirk steht das Münsterland mit einem Geschäftslage-Indikator in Höhe von 112 Prozentpunkten besser da als die Emscher-Lippe-Region mit einem Indikator von 109,6 Prozentpunkten. Die Zukunftserwartungen zeigen ein leicht gegenläufiges Bild: Das Münsterland prognostiziert eine Verschlechterung der Lage in den nächsten sechs Monaten. Das nördliche Ruhrgebiet erwartet, dass es einen Hauch besser wird.

Unter allen Handwerksgruppen geht es dem Bauhauptgewerbe und dem Ausbaugewerbe am besten. Die Umsätze legten zu und der Personalbestand konnte aufgebaut werden. Die Betriebe rechnen allerdings mit einer Verschlechterung der Lage über den Herbst und Winter.

Das Gesundheitsgewerbe musste gegenüber dem Vorjahr zwar beträchtliche Abstriche machen und sehr starke Umsatzrückgänge verkraften. Es gibt aber von allen Gruppen die beste Prognose ab und geht von weiterem Personalzuwachs aus.

Die Anbieter für den gewerblichen Bedarf verzeichneten leichte Personalverluste. Sie erwarten eine fortgesetzte Talfahrt bei Umsätzen, Aufträgen und Geschäftslage in den kommenden Monaten, wollen aber ihr Personal leicht aufstocken, um bereit zu sein, wenn die Konjunktur wieder anspringt.

Ausgeprägte Umsatzverluste und ein dickes Auftragsminus merken das Kraftfahrzeuggewerbe, die personenbezogenen Dienstleister und am meisten das Nahrungsmittelgewerbe. Die beiden letzteren Gruppen mussten am stärksten Personal abbauen. Sie sind besonders von den Einschränkungen sozialer Kontakte in der Corona-Krise betroffen.

 

November 2020



NOVEMBER 2020


 

HWK begrüßt Schnellkredite für kleine Unternehmen

10. November 2020 Ab sofort stehen die KfW-Schnellkredite auch Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten offen. Die Handwerkskammer (HWK) Münster begrüßt, dass dieses Instrument zur Liquiditätssicherung nun endlich auch kleinen Betrieben zur Verfügung stehe. Im Handwerk seien gerade Kleinunternehmen vom aktuellen Teil-Lockdown betroffen. Dass die KfW nun 100 Prozent des Bankenrisikos übernehme, sichere die Bestandskraft der Betriebe und erleichtere ihnen den Zugang zu Kreditmitteln, so die HWK. Sie weist darauf hin, dass Mittel des Schnellkredits bis 31. Dezember beantragt werden müssen. Sie können auch mit erweiterten Programmen der Bürgschaftsbanken kombiniert werden.

Kammerpräsident Hans Hund betont: „Besonders für Betriebe, die vom Teil-Lockdown direkt erfasst sind und deshalb Novemberhilfen bekommen, ergeben die Erweiterungen im KfW-Schnellkredit ein Gesamtpaket, über das wir schon einmal froh sind.“ Die Novemberhilfen betreffen im Kammerbezirk rund 2.000 Kosmetikbetriebe, die zur Corona-Kontakteinschränkung ganz schließen mussten. Ihnen werden Zuschüsse pro Woche der Schließung in Höhe von 75 Prozent des durchschnittlichen wöchentlichen Umsatzes im November 2019 gewährt. Bei Bedarf können die Zuschüsse durch den Schnellkredit
ergänzt werden.

Bei den Zuschüssen sind aus Sicht der Handwerkskammer jedoch die Betriebe, die nur mittelbar von den aktuellen Schließungen betroffen sind, aber auch massive Umsatzausfälle verzeichnen, noch zu wenig berücksichtigt. Indirekt sind Bäckereien und Konditoreien, deren Cafés nicht offenbleiben durften, sowie handwerkliche Dienstleister für Hotels, Restaurants und Veranstaltungen, vom Teil-Lockdown beeinträchtigt.

 

Etwas mehr Zuversicht in der Krise


84 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk tragen einen erhöhten Verwaltungs- und Organisationsaufwand durch die Maßnahmen zum Infektionsschutz. Ein Viertel empfindet diese Belastungen als stark bis sehr stark. Dennoch nimmt die Zuversicht in der Krise wieder etwas zu. Das zeigt die repräsentative Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster Ende November mit 712 teilnehmenden Unternehmen.

Die Kosten wegen Corona sind bei 10 Prozent der Betriebe gestiegen. 56 Prozent halten künftige Kostensteigerungen für wahrscheinlich. Gleichzeitig ist das Minus bei Umsätzen und Aufträgen gegenüber dem Vormonat etwas kleiner geworden, informiert die HWK. 70 Prozent der Befragten haben ihr Angebot wegen der Pandemie mittlerweile an die veränderte Nachfrage angepasst. „Eigene organisatorische Anstrengungen gepaart mit den finanziellen Hilfen von Bund und Land führen zu etwas Entspannung im heimischen Handwerk“, fasst Präsident Hans Hund zusammen.

Der „Corona-Effekt-Index“ der HWK ist im November auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie gesunken. Er lag zum Monatsende bei 18 Prozentpunkten. Der Index misst die starke bis sehr starke Beeinträchtigung des heimischen Handwerks durch das Virus. Wiederum stehen die Betriebe im Münsterland (Index: 17,8) etwas besser da als in der Emscher-Lippe-Region (18,6).

Unter den Auswirkungen von Corona leiden im Handwerk vor allem die Soloselbstständigen. Sie spüren auch Engpässe bei der eigenen Zahlungsfähigkeit am meisten. Kostensteigerungen sind am gravierendsten bei Betrieben, in denen mehr als 49 Personen tätig sind. Sie müssen auch eher Kurzarbeit nutzen und Personal abbauen als kleinere Handwerksunternehmen.

72 Prozent der befragten Betriebe halten Kündigungen für unwahrscheinlich; das sind 8 Prozent mehr als Ende Oktober. Auch der tatsächliche Personalabbau wegen Corona hat gegenüber dem Vormonat nachgelassen; 6 Prozent der Befragten mussten diesen Schritt bislang gehen. 13 Prozent halten ihn für wahrscheinlich. 9 Prozent wissen noch nicht, ob das auf sie zukommt. „Deshalb zählt es jetzt ganz besonders, dass die Anträge auf Hilfen schnell bearbeitet und bewilligte Gelder zügig ausgezahlt werden“, fordert Hans Hund.

Die Ausbildungsprämie für von Corona besonders stark betroffene Betriebe, die mindestens gleich viele Lehrlingen einstellten wie in den Vorjahren, haben 7 Prozent der Befragten beantragt. Trotz Berechtigung verzichteten 27 Prozent auf einen Antrag auf die Prämie in Höhe von 2.000 Euro je Ausbildungsvertrag, weil sie die Regelungen zu kompliziert finden oder ihnen die Antragstellung zu kompliziert ist. Hund mahnte weniger Bürokratie an, damit die Prämie mehr genutzt werde.

Insgesamt wurden bis Ende November 5.102 neue Lehrverträge im Kammerbezirk abgeschlossen. Das sind 6,8 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Gründe sieht die HWK vor allem in den Kontaktbeschränkungen, die die Nachwuchsgewinnung erschwerten, und in den Zukunftssorgen der Betriebe.

 
November 2020 Lebendige Innenstädte brauchen einen ebenso attraktiven wie vielfältigen Einzelhandel und ein handelsorientiertes Handwerk. Doch die Corona-Krise und der aktuelle Teil-Shutdown bedrohen auch im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region viele lokale Geschäfte in ihrer Existenz. Mit einer Last-Minute-Kampagne im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft will deshalb ein regionales Bündnis aus bislang fünf Einrichtungen noch vor dem ersten Adventswochenende für den Einkauf vor Ort werben – mit Abstand und unter Einhaltung aller Anti-Corona-Maßnahmen.

„Das Gute findet Innenstadt“ lautet der Titel der Kampagne, die auf der Gratwanderung zwischen Gesundheitsschutz und wirtschaftlich notwendiger Kundenfrequenz den richtigen Weg weisen möchte. Durch Kommunikation im Internet, insbesondere auf Social Media, sowie durch klassische Werbung will die Initiative bis Weihnachten mehr als zehn Millionen Mal im Blickfeld und in Hörweite der Verbraucher auftauchen. „Wir richten uns an alle, denen die Zukunft der Innenstädte und des lokalen Einzelhandels im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region nicht egal ist“, heißt es in einem offenen Brief, in
dem das Bündnis um Unterstützung für die Initiative bittet.

„Das handelsorientierte Handwerk trägt zum individuellen Erscheinungsbild der Innenstädte und zur Nahversorgung der Bevölkerung bei. Vielfältige und individualisierte Produkte und Dienstleistungen bereichern das Angebot. Um diese Funktion auch weiterhin angemessen ausfüllen zu können, bedarf es einer kontinuierlichen Kunden-Nachfrage vor Ort - auch und gerade in schwierigen Zeiten. Für viele dieser Handwerksbetriebe ist gerade das Weihnachtsgeschäft von besonderer Bedeutung“, so Handwerkskammer-Präsident Hans Hund.

Nach Einschätzung der Bündnispartner, zu denen bislang die Handwerkskammer Münster, die IHK Nord Westfalen, der Handelsverband, der Münsterland e.V. und die WIN Emscher-Lippe gehören, entscheidet das laufende Weihnachtsgeschäft und das Einkaufsverhalten der Menschen maßgeblich mit, ob und wie der Einzelhandel das Corona-Jahr überlebt und wie die Innenstädte der Region in Zukunft aussehen werden.

Auch für das regionale Bündnis hat der Gesundheitsschutz der Bevölkerung oberste Priorität. Die Partner stehen voll hinter der Politik, die die Risiken abgewogen und ganz bewusst entschieden habe, dass der Einzelhandel geöffnet bleiben kann. Damit habe die Politik letztendlich den Bürgern die Freiheit und die Verantwortung gelassen, selbst auf ihre Gesundheit zu achten,aber auch darauf, wie und wo sie einkaufen.

 

Dezember 2020



DEZEMBER 2020

 

Optimismus überwiegt

58 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Münster blicken mit optimistischen Erwartungen auf das erste Quartal des Jahres 2021. Pessimistisch sind dagegen 42 Prozent. Dieses geteilte Bild zeigt die repräsentative Corona-Blitzumfrage der Handwerkskammer (HWK) Münster mit Blick auf das Jahresende. Daran beteiligten sich 739 Unternehmen.

„Bei teils sehr unterschiedlicher Betroffenheit der Branchen von der Krise werden die Auswirkungen von Corona insgesamt wieder stärker“, fasst Handwerkskammerpräsident Hans Hund die Ergebnisse  zusammen. Er drängt darauf, dass die finanziellen Hilfen kurzfristig und vollständig bei den schwer betroffenen Betrieben ankämen. Außerdem fielen zu viele durch das Förderraster. Mittelfristig setze er seine Hoffnung auf die Impfungen. „Wenn sich die Infektionslage verbessert, führt das zugleich zur Entspannung im Handwerk“, so Hund.

Durchwachsen, aber im Saldo negativ ist die Bewertung der Geschäftslage im vergangenen Jahr gegenüber 2019 – dem Boomjahr vor der Pandemie: 41 Prozent der Betriebe sagen, 2020 sei schlechter gewesen, aber immerhin 24 Prozent erging es sogar besser. Vergleichbar finden 35 Prozent die beiden Jahre. Bei der Fachkräftegewinnung lief es für 36 Prozent der Befragten schlechter und nur für 5 Prozent besser. Mit 58 Prozent bewertet die Mehrheit die Situation als vergleichbar mit 2019.

Während 4.020 Friseur- und Kosmetikbetriebe im Kammerbezirk seit Wochen im Voll-Lockdown sind und teils hart um ihre Existenz ringen, merken 42 Prozent der Befragten kein oder nur ein geringes Nachlassen der Kundennachfrage durch Corona. Gegenläufige Entwicklungen gibt es auch beim Umsatz: 29 Prozent verzeichnen keinerlei Effekte, was der höchste Anteil seit Krisenbeginn ist; genauso viele Betriebe sind allerdings stark bis sehr stark betroffen, was der Maximalanteil seit dem Sommer ist.

Der Druck auf die Beschäftigung ist gegenüber Ende November etwas größer geworden. Das wird bei der Kurzarbeit am deutlichsten; jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) nutzt dieses Instrument, um seine  Mitarbeiter zu halten (plus 7 Prozent). Unveränderte 72 Prozent der Befragten schließen Personalabbau aus. 6 der Prozent mussten Mitarbeitern kündigen (plus 0,5 Prozent). 14 Prozent halten diesen Schritt in der Zukunft für wahrscheinlich (plus 1,5 Prozent). Auch die Kosten durch das Virus sind gestiegen.

Der „Corona-Effekt-Index“ der HWK nahm gegenüber November um 2,6 Punkte zu. Er lag am 10. Januar bei 20,6 Prozentpunkten. Der Index erfasst die starke bis sehr starke Beeinträchtigung des heimischen Handwerks durch das Virus. Den Betrieben im Münsterland (Index: 19,5 Punkte) ergeht es besser als denen in der Emscher-Lippe-Region (23,3).

Am meisten haben die Soloselbstständigen mit Beeinträchtigungen zu kämpfen (Index: 24,8 Punkte). Schwer haben es auch Betriebe mit 5 bis 9 Tätigen (23,5). Am besten kommen kleine Betriebe mit 2 bis 4 tätigen Personen durch die Krise (14,4). Größere Betriebe ab 50 Personen liegen im Mittelfeld.

Nach wie vor ergeht es dem Bauhandwerk am besten. Es folgen nach Ausmaß der Beeinträchtigung das Nahrungsmittelgewerbe, die Anbieter für den gewerblichen Bedarf (vor allem Zulieferer), das  Kraftfahrzeuggewerbe und das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe. Am schlechtesten ergeht es dem Gesundheitsgewerbe.